Inncontro 2024

Bewegung & Sport im Kontext von Migration

21. – 23. November 2024 | Leokino Innsbruck

Inncontro – Internationales Filmfestival der Vielheit lädt zum Austausch über (Post-)Migration, Flucht und Exil ein – in Form von internationalen Spiel- und Dokumentarfilmen sowie Gesprächen, in denen die Perspektiven und Handlungsmacht derjenigen im Mittelpunkt stehen, die migriert oder mehrheimisch sind, die fliehen mussten oder müssen, die Rassismus erfahren oder von aktuellen menschenfeindlichen Migrationsregimen betroffen sind.

Bei der siebten Ausgabe des Inncontro Film Festivals erwarten uns Spiel- und Dokumentarfilme, in denen Sport und Bewegung verschiedene Rollen spielen: als körperlich-subkulturelle Ausdrucksform, als Praxis von Selbstermächtigung und Widerstand, als Strategie im Kampf um Anerkennung oder als Möglichkeit, Barrieren zu überwinden und Gefühle der Zusammengehörigkeit herzustellen.

Im historischen Eröffnungsfilm „Trener“ (1978) von Mladomir (Puriša) Đorđević hadert der Trainer eines jugoslawischen Spitzenvereins nach dem Wechsel zu einem deutschen Fußballclub mit Fragen von Loyalität und Zugehörigkeit. Im Foyer des Leokino freuen wir uns in diesem Kontext besonders auf den Beitrag des Dokumentationsarchiv Migration Tirol, das u.a. Archivalien des jugoslawischen Arbeitervereins Bratstvo und der Arbeitersportspiele in den 1980er Jahren präsentiert.

Der Fußball steht auch im Zentrum des preisgekrönten Spielfilms „Sieger sein“ (2024) von Soleen Yusef, in dem sich die elfjährige Mona nach der Flucht aus Syrien einen Platz in der neuen Umgebung erkämpfen muss. 

In „Motståndaren“ (2023) von Milad Alami wird der Ringsport für Iman und seine Familie zum Hoffnungsträger für eine Sonderaufenthaltsgenehmigung in Schweden – und konfrontiert ihn zugleich mit den tieferliegenden Gründen für seine Flucht aus dem Iran.

„Tatami“ (2023), ein aufreibender Thriller von Guy Nattiv und Zar Amir Ebrahimi, erzählt die Geschichte der iranischen Judoka Leila Hosseini, die sich angesichts politischer Repression zwischen ihrer Karriere und ihrer Sicherheit entscheiden muss. 

Zum energetischen Abschluss des Festivals zeigen wir den Dokumentarfilm „2UNBREAKABLE“ (2023) von Maike Conway – und nutzen die Gelegenheit, dazu Tänzer*innen der hiesigen Breakdance Szene rund um das Street Motion Studio Innsbruck auf die Bühne und zu Wort zu bitten. 

Wir wünschen gute Projektionen und anregende Filmfestivaltage im Leokino Innsbruck!

Mladomir (Puriša) Đorđević | YU, RS 1978 | 90 min | Omeu 
Donnerstag, 21. November 2024 | 20:00 uhr

Im sportbegeisterten Jugoslawien der 1970er Jahre rekrutiert Petar, der designierte Trainer des größten Fußballclubs des Landes, ein vielversprechendes Nachwuchstalent, das sich in kurzer Zeit zum Star der Mannschaft mausert. Doch nicht nur Leistung und Leidenschaft bestimmen den Ausgang der Spiele, sondern auch Kalkül und Korruption. Konflikte zwischen Trainer und Management führen zu Petars Migration nach Deutschland, wo er einen großen Münchner Club übernimmt – das erste Match, ausgerechnet gegen seinen Heimatverein, bringt ihn in einen Identitätskonflikt, wurde sein Vater im Krieg doch von Deutschen ermordet.

Seit 2018 eröffnet das Inncontro Film Festival mit einem „historischen“ Film, anhand dem die Kontinuitäten und Brüche in der filmischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Themenschwerpunkt diskutiert werden können. 

IM GESPRÄCH 
Mirjana Stojaković, Geschäftsführung ZeMiT und Dajana Mehadžić, Beraterin und Projektleitung ZeMiT

In Kooperation mit dem Osteuropazentrum der Universität Innsbruck.

Produktion: CFS Košutnjak, Belgrad, Avala Film. Drehbuch: Mladomir (Puriša) Đorđević. Kamera: Živorad Milić. Bühnenbild: Sava Aćin. Redaktion: Mirjana Mitić. Untertitelt und zur Verfügung gestellt von: Slavoljub Gnjatovic, Delta Video

Soleen Yusef | DE 2024 | 119 min | OV
Schulvorstellung Do, 21. November 2024 | 09:00 Uhr
Freitag, 22. November 2024 | 17:00 uhr

Die elfjährige Mona liebt Fußball und ihre Tante Helin – beides musste sie in Syrien zurücklassen, als sie mit ihrer kurdischen Familie nach Berlin floh. Die neue Schule ist für Mona erstmal ein Schock: Chaos pur und die anderen Schüler*innen begegnen ihr überaus skeptisch bis offen ablehnend. Nur ein beherzter Lehrer nimmt sich Mona an und sie in die Mädchenfußballmannschaft auf – nicht unbedingt zur Freude ihrer Mitspieler*innen: Die sehen Mona nach wie vor als Außenseiterin und tragen ihre eigenen Kämpfe mit sich und untereinander aus. Doch im Laufe der Zeit wird klar: Nur wenn sie sich verbünden und gemeinsam spielen, können sie gewinnen.

Mit ihrem zweiten, autobiografisch inspirierten Spielfilm zeigt Soleen Yusef auf, was Fußball für junge Menschen bedeuten kann und wie auch Underdogs eine Chance auf den Sieg haben.

Regie und Buch: Soleen Yusef. Kamera: Stephan Burchardt. Montage: Marty Schenk. Musik: David Menke, Boris Rogowski. Sound Design: Sebastian Schmidt, Marty Schenk. Ton: Johannes Hampel. Mischung: Olaf Mehl. Szenenbild: Nadja Götze. Kostüm: Saskia Richter. Maske: Virginie Thomann. Casting: Liza Stutzky, Jacqueline Rietz. Produzent*innen: Sonja Schmitt, Marc Schmidheiny, Christoph Daniel. Koproduzent*innen: Dario Suter, Claus Boje, Joel Brandeis, Detlev Buck. Redaktion: Anke Lindemann, Nicole Schneider, Lene Neckel, Jens Opatz. Koproduktion: Boje Buck Produktion Potsdam, MDR Leipzig, SWR Stuttgart, WDR Köln

Milad Alami | SE 2023 | 119 min | OmeU
Freitag, 22. November 2024 | 20:00 uhr

Aus Angst vor Verfolgung flieht Iman mit seiner Frau Maryam und seinen Töchtern Asal und Sahar aus dem Iran nach Schweden. Um ihre Zukunft zu sichern, tritt der ehemalige Profi-Sportler in der Hoffnung auf eine Sonderaufenthaltsgenehmigung der örtlichen Ringsport-Mannschaft bei – sehr zum Missfallen seiner Frau Maryam. Während Imam trainiert und nebenher als Essenslieferant arbeitet, entfernt er sich immer weiter von Maryam, die in ihr altes Leben in den Iran zurückkehren will. Die Situation spitzt sich zu, bis Iman gezwungen ist, sich mit den tiefer liegenden Gründen für seine Flucht auseinanderzusetzen.

Milad Alamis Drama nähert sich sensibel den körperlichen und emotionalen Kämpfen seiner Hauptfiguren und zeigt eindrucksvoll auf, wie das Leben auf der Flucht in Stillstand geraten kann.

IM GESPRÄCH Milad Alami

Regie und Buch: Milad Alami. Kamera: Sebastian Winterø. Montage: Olivia Neergaard-Holm. Musik: Jon Ekstrand, Carl-Johan Sevedag. Sound Design: Andreas Franck. Szenenbild: Thomas Øyjordsbakken. Kostüm: Ingjerd Meland. Maske: Erica Spetzig. Casting: Zar Amir-Ebrahimi, Sara Törnkvist. Regieassistenz: Misagh Alami. Produktionsleitung: Denise Carlford. Produzent*innen: Annika Rogell, Sandra Warg, Peter Possne. Koproduzent*innen: Sandra Warg, Peter Possne, Anna Croneman, Ruben Thorkildsen. Koproduktion: Filmpool Nord Luleå, Film i Väst Trollhättan, Sveriges Television Stockholm, Ape & Bjørn Oslo

Guy Nattiv, Zar Amir Ebrahimi | Ge, US 2023 | 105 Min | OmdU
Samstag, 23. November 2024 | 17:00 uhr

Die gefeierte iranische Judoka Leila Hosseini tritt zur Weltmeisterschaft in Tiflis an – mit dem Ziel, die erste Goldmedaille für ihr Land zu gewinnen. Der Erfolg scheint greifend nah, doch vor dem finalen Kampf will sie das Teheraner Regime zwingen, eine Verletzung vorzutäuschen und aus dem Wettkampf auszusteigen. Der Grund: Der Iran könne unter keinen Umständen gegen Israel in der letzten Runde antreten und eine Niederlage riskieren. Weigert Leila sich, würde sie als Staatsverräterin betrachtet werden – mit Folgen für die Sicherheit und Freiheit nicht nur ihrer selbst, sondern auch ihrer Familie und Trainerin.

Inspiriert von Geschichten iranischer Sportlerinnen zeigt der nervenaufreibende Thriller in künstlerischen Einstellungen den kraftvollen Widerstand der jungen Judoka gegen Repression und politische Instrumentalisierung.

Regie: Guy Nattiv, Zar Amir Ebrahimi. Produktion: Keshet Studios (Mandy Tagger, Adi Ezroni), New Native Pictures (Jaime Ray Newman, Guy Nattiv). Hauptdarsteller: Arienne Mandi, Zar Amir Ebrahimi, Jaime Ray Newman, Ash Goldeh. Drehbuch: Guy Nattiv, Elham Erfani. Kamera: Todd Martin. Schnitt: Yuval Orr. Produktionsdesign: Sofia Kharebashvili, Tamar Guliashvili. Kostümbildnerin: Sopo Iosebidse. Musik: Dascha Dauenhauer. Ton: Ronen Nagel. Visuelle Effekte: Yaron Yashinski Studio

Maike Conway | DE 2023 | 90 min | OV
Samstag, 23. November 2024 | 20:00 uhr

Breaking im Jahr 2023: „BGirl Joanna“ und „BBoy Said“ Serhat stehen vor dem Spagat zwischen subkulturellem Tanzstil und offizieller Olympia-Sport-Disziplin. Um sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren, stehen zahlreiche Trainings, Ranking Battles und Wettbewerbe an. Gerade für Serhat bedeutet die Tatsache, im deutschen Bundeskader angenommen worden zu sein, besonders viel, wäre er doch der erste Uigure, eine in China verfolgte Minderheit, der an den Olympischen Spielen teilnimmt. Joanna versucht, Studium, Breaken und Famile unter einen Hut zu bringen und die Hoffnungen ihrer bulgarischen Eltern, die sich ein  besseres Leben für ihre Tochter wünschen, zu erfüllen. 

Während die Leistungsanforderungen steigen, zählt für Serhat und Joanna jedoch vor allem eines: die Freude und Leidenschaft am Breaken und den Zusammenhalt in der Crew nicht zu verlieren.

IM GESPRÄCH Tänzer*innen des Street Motion Studios Innsbruck

In Kooperation mit dem Street Motion Studio Innsbruck

Autorin: Maike Conway. Kamera: Tobias Tempel. Ton: Björn Rothe. Schnitt: Hauke von Stietencron. Musik: Ami Warning, Jamaram, FergeXFisherman, BOTY Soundtrack. Produktion: Moviepool in Koproduktion mit ZDF 37°, gefördert vom FFF Bayern. Produzentin: Johanna Teichmann. Weitere Produzent*innen: Martin Choroba . Vertrieb und Verleih: Cine Global

Migrations­geschichte sammeln

Das Dokumentationsarchiv Migration Tirol – DAM 
Präsentation Von Archivalien im Rahmen des Inncontro Film Festivals 
von 21.-23. November 2024 im Leokino Innsbruck

Damit Migrationsgeschichte geschrieben werden kann, braucht es Zeugnisse der Vergangenheit und einen Ort, an dem diese für die Nachwelt aufbewahrt werden. Das Dokumentationsarchiv Migration Tirol am Zentrum für MigrantInnen in Tirol ist dieser Ort. Hier werden Migrations- und Fluchtgeschichte(n) gesammelt und für Forschung und Öffentlichkeit zugänglich gemacht. 

Der Fokus liegt auf Migrations- und Fluchtbewegungen nach Tirol und deren Nachwirkungen ab 1945. In den Beständen finden sich Interviews mit Zeitzeug*innen, persönliche Erinnerungsstücke und individuelle Quellen von Migrant*innen und Personen mit Migrationsbiografien, behördliche Dokumente, Bild-, Audio-, Video- und Tondokumente, schriftliche Unterlagen von migrantischen Vereinen, NGOs, Betrieben und Fachstellen, Plakate, Flyer, Pressesammlungen, u.v.m. 

Was gibt es im DAM zum Thema „Sport und Migration“: zahlreiche Fotos von Fußballmannschaften, Schachturnieren, Kegelmeisterschaften, Fan-Artikel, Zeitungs-berichte und viele Materialien etwa von den legendären Arbeitersportspielen „Bratstvo i jedinstvo“ der jugoslawischen Arbeitervereine in Österreich. Sport, und vor allem Fußball, war wichtig in der Migrationsgeschichte Tirols. Beim Fußball-Spielen wurde Gruppenzusammenhalt gelebt und forciert, durchs Fußball-Spielen fühlten sich Migrant*innen „heimischer“. Ein Zeitzeuge erzählt, er habe in den 1970er- und 1980er-Jahren einen Fußballverein gegründet: Sport war in der Jugendarbeit wichtig, um Jugendliche aus benachteiligten Gruppen „vom Bahnhof“ wegzubekommen.

Das DAM sammelt konstant weiter. Welche Rolle hat Sport in der Migration heute? Gibt es Fotos, Vereine, Initiativen? Christina Hollomey-Gasser und Verena Sauermann vom DAM freuen sich über Hinweise!

Gemeinsam schreiben wir Geschichte.

KONTAKTIEREN SIE UNS dam@zemit.at
MEHR INFORMATIONEN www.dam.tirol
ZUM ONLINE ARCHIV www.archiv.dam.tirol

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