Gölge - Zukunft der Liebe
Sema Poyraz, Sophokles Adamidis | DE 1980 | 92 min
Sema Poyraz‘ Abschlussfilm an der Deutschen Film- und Fernsehakademie gibt Einblick in das Leben der 18-jährigen Gölge, die als Tochter türkischer Arbeitsmigrant:innen in den 1970er Jahren zusammen mit ihrer kleinen Schwester in einer beengten Zweizimmerwohnung in Berlin-Kreuzberg aufwächst.
Umgeben von einem respekteinflößenden Vater, der seinen konservativen Wertvorstellungen eisern verhaftet bleibt, sehnt Gölge sich zusehends nach Freiheit und eigener Selbstentfaltung. Unterstützung erfährt sie dabei lediglich in Maßen von ihrer Mutter. Ihr Wunsch, nach dem Schulabschluss Schauspielerin zu werden, wird von ihrem Vater, der weiblichen Darstellerinnen Promiskuität unterstellt, jedoch vehement abgewiesen, was Gölges Widerstand erweckt und sie umso mehr in Tagträume abgleiten lässt…
Sema Poyraz’ Coming-of-Age Geschichte im Vor-Wende-Kreuzberg von 1980 zeigt auf, wie früh es bereits (Spiel-)Filme gab, die die homogene Film- und Fernsehlandschaft in Frage stellten und die Lebensrealitäten im postmigrantischen Deutschland abzubilden versuchten – Produktionen, die bis heute viel zu wenig von der Aufmerksamkeit bekommen, die ihnen gebühren.
Director’s statement
„Ich werde jetzt oft von Doktorand*innen interviewt als die erste Filmemacherin türkischer Herkunft. Die kennen den Film alle besser als ich. Ich habe ihn ja seit damals nicht wieder gesehen. Vor ein paar Jahren wurde ich gefragt, ob ich nicht mal wieder einen Film drehen wollte. Meine Antwort war: Die Seite meines Lebens ist vorbei. Ich kann nicht mehr. Ich will auch nicht mehr.“ (Sema Poyraz in ERGÜN – TERZİYAN – POYRAZ)
Sema Poyraz
*1950 Türkei. Kommt mit 11 nach Deutschland und studiert dort an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin, seit 1980 freie Autorin, Regisseurin und Schauspielerin – u.a. als festes Ensemblemitglied am Maxim Gorki Theater. Ihre Lieblingsrolle bisher: eine faschistoide deutsche Putzfrau.