Der Unfall

Die BRD in den 1960er Jahren, die Zeit der sogenannten „Gastarbeiter“. Unter ihnen: der Spanier Abél, der Opfer eines gewaltsamen Überfalls wird. Ein Ermittlungsteam wird angesetzt, den Fall aufzuklären. Womit niemand rechnet: Abéls Bruder Paco stellt seine eigenen Nachforschungen an und stößt bei der Suche nach der Wahrheit auf die rassistischen Vorurteile, die den Alltag der Gastarbeiter*innen prägen.

Als Paco in Köln ankommt, um seinen Bruder Abél zu besuchen, der sich dort als Fabrikarbeiter verdingt, empfängt ihn niemand am Bahnhof. Ohne jegliche Deutschkenntnisse aber mit einer offenen, sympathischen Art, die ihm jeder Begegnung ein herzliche „Buenos días“ entgegenrufen lässt, schlägt sich Paco zur Fabrik durch, in der Abél seines Wissens nach arbeitet. Was er nicht weiß: Sein Bruder wurde Opfer eines rassistischen Überfalls und mit Schädelbruch schwer verletzt in einer Baugrube gefunden. Nichtsahnend nimmt Paco zunächst einmal Abéls Arbeit auf und findet Unterstützung durch seine neuen Kollegen. Doch bald erfährt Paco vom Schicksal seines Bruders. „Unfall“, wie es der Titel ankündigt, oder „Verbrechen“? Paco beginnt seine eigenen Nachforschungen.

Mit dem als Krimi ausgewiesenen Film Der Unfall gelingt Peter Beauvais zugleich eine  erkenntnisreiche Sozialstudie der deutschen Gesellschaft der 1960er Jahre. Die den Film öffnende Draufsicht auf den Tatort, die Grube mit dem leblosen Körper, gibt den herabsetzenden Blick der schaulustigen Passanten frei, die den Vorfall als Bestätigung ihrer Vermutung, „[s]eitdem die hier sind, ist es [hier] zum reinsten Verbrecherviertel geworden“, werten. Auch Paco, der Bruder, kommt dieser Vorverurteilung nicht aus: beim Versuch, im Bus eine Fahrkarte zu erwerben, werden seine spanischen Peseta unwirsch als „Lire“ abgetan und während die anderen Fahrgäste böse schauen, nimmt sich eine amüsiert wirkende Frau seiner an und spendiert ihm ein Ticket. Beauvais’ Film changiert zwischen humorvoller Leichtigkeit und betroffen machender Schwere.

Peter Beauvais

*1916 – †1986, Deutschland. Während der NS-Zeit erste Schauspielerfahrungen in den USA, nach der Rückkehr 1946 nach Deutschland Dolmetschertätigkeit (u.a. bei den Nürnberger Prozessen) und berufliche Etablierung als Regisseur (Theater- und Fernsehproduktionen). Bekannt unter anderem durch Krimis wie Ein Mann namens Harry Brent, Literaturverfilmungen (Die Ratten) und diverse „Tatorte“. (Cf. Wikipedia)

Credits

BUCH: Dieter Waldmann
KAMERA: Jost Vacano
KAMERAASSISTENZ:
Peter Arnold
MUSIKALISCHE EINRICHTUNG:
Hans-Martin Majewski
TON:
Manfred Oelschlegel
SCHNITT:
Marie-Anne Gerhardt
AUFNAHMELEITUNG:
Wolfgang Sperling, Lothar Schulz
REGIEASSISTENZ:
Anke Becker
KOSTÜME:
Roger von Möllendorff
SZENENBILD:
Wolfgang Schünke
PRODUKTIONSLEITUNG:
Wolfgang Kötz
PRODUKTION:
Gunther Witte
REGIE:
Peter Beauvais
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